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| Von Verena Breitbach

„Corona und die Pflege – nur Duldung oder Chance zur Professionalisierung?“

Campustag online 2021 befasste sich mit der Corona-Krise aus pflegewissenschaftlicher und soziologischer Sicht

Das Thema des diesjährigen Campustages der Pflegewissenschaftlichen Fakultät der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) befasste sich mit der Corona-Krise aus pflegewissenschaftlicher und soziologischer Sicht unter dem Motto: “Corona und die Pflege – nur Duldung oder Chance zur Professionalisierung?”. Die Veranstaltung richtete sich an Studierende, Mitarbeitende und Externe aus dem pflegerischen Sektor und darüber hinaus an Interessierte, die sich einen fokussierten Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise auf ihre Profession erhoffen. „Besonders freue ich mich, dass einige ehemalige Studierende in diesen Diskurs mit einsteigen und auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der hsg Bochum, der EH Ludwigsburg und der HS Furtwangen teilnehmen“, sagte Prof. Dr. Erika Sirsch, Dekanin der Pflegewissenschaftlichen Fakultät, bei der Begrüßung.

Mit einem kurzen Videobeitrag des Kabarettisten Florian Schröder wurde auf die Themen Meinungsfreiheit, Verschwörungstheorien und gesellschaftlicher Umgang mit der Corona-Pandemie in den Campustag eingeführt. „Die im Video gezeigte Ambiguität gilt es auszuhalten und genau diese Haltung möchten wir auch unseren Pflegestudierenden hier in Vallendar vermitteln“, ergänzte Prof. Dr. Hermann Brandenburg, Prodekan der Fakultät.

Im ersten Fachvortrag ließ Frau Prof. Dr. Daniela Holle, Pflegewissenschaftlerin an der HSG Bochum, die Rolle der Pflege seit Beginn der Pandemie Revue passieren und startete mit einem Gedankenexperiment: „2020 wurde von der WHO als das internationale Jahr der Pflege ausgerufen, nicht zuletzt da sich im vergangenen Jahr der Geburtstag von Florence Nightingale, Pionierin der Pflege, zum 200. Mal gejährt hat. Finden Sie, dass 2020 tatsächlich zur Professionalisierung der Pflege beigetragen hat?“. In ihrem Vortrag zeigte sie anhand einer Studie die vielfältigen Auswirkungen während der Corona-Pandemie auf die Pflegenden auf (negative Emotionen, Selbstbewältigungsstrategien und das eigene Wachsen unter Druck). Eine zweite Studie bestätigte das Bild der sehr hohen Arbeitsbelastung der während Covid auf Intensivstationen arbeitenden Pflegekräfte. Weiterhin machte sie auf die psychischen Auswirkungen der pflegenden Angehörigen aufmerksam. Sie schloss ihren Vortrag mit einem Appell an die Pflegewissenschaft: Bündelung und Transfer von Wissen.

Aus sozialpolitischer Sicht ermöglichte in einem zweiten Vortrag Herr Prof. Dr. Ingo Bode, Universität Kassel, eine Diagnose der Pflege-Situation aus gesellschaftlicher Sicht. Er zeigte auf, dass es sich um eine Krise in der Krise handele. „Das was durch Corona geschehen ist, ist nur ein Augenöffner. Der hohe Druck im System hat sich nur noch weiter verschärft und wurde sichtbarer.“ Seine Eindrücke: 1. Bereits vor der Corona-Pandemie befand sich die Gesellschaft in einer zugespitzten Situation mit viel Ambivalenz und sei in der Krisensituation nicht in der Lage gewesen sich zu positionieren. 2. Die Kollateralschäden müssen Grenzen haben; die Abschottungsproblematik von Alten- und Pflegeheimen muss abgewogen werden. 3. Es findet sogar eine Ambivalenz-Verschärfung statt. 4. Die Ambivalenz ist wiederkehrend, denn es handelt sich um eine Ressourcenfrage in der Pflege. Sein Fazit: Man kann nicht so weitermachen wie bisher.

Im Anschluss gab es zwei Workshops mit den Teilnehmenden. Die Ergebnisse: 1. aus pflegewissenschaftlicher Sicht: Corona hilft dabei Strukturen der Pflege besser kennenzulernen. Die Arbeit, insbesondere auch mit Pflege-Leitlinien, vermittelt einen besseren Theorie-Praxis-Transfer. Es braucht aber Ressourcen und diese wurden nicht gesehen. Niederschwellige Angebote können hierbei helfen etwa wie der Campustag der PTHV, um auf die Probleme hinzuweisen 2. Aus soziologischer Perspektive: Pflege wird als ambivalentes Feld öffentlich wahrgenommen: Auf der einen Seite Lob an die Pflege, auf der anderen Seite Skepsis gegenüber der Pflegepraxis. Auch innerhalb der Pflegelandschaft seien unterschiedliche Fraktionen aktiv, hier brauche es ein Handeln an einem Strang.

Der Campustag ist traditionellerweise ein Workshop-Tag, der sich mit an der Pflegewissenschaft anschlussfähigen Disziplinen beschäftigt. In Fachvorträgen und Workshops mit allen Teilnehmenden werden die Themen vertieft und ausgearbeitet.

Screenshot Campustag, v.l. im Uhrzeigersinn: Prof. Dr. Daniela Holle (Referentin), Prof. Dr. Hermann Brandenburg (PTHV, Moderator der Diskussion), Gerlinde Strunk-Richter (PTHV, Moderatorin des Campustages), Prof. Dr. Ingo Bode (Referent)

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