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| Von Verena Breitbach

„Es ist ein Geschenk an Bolivien“

Freiwilligenhelfer aus Bolivien promoviert an der PTHV

„Zeit gibt es nicht für mich. Zeit ist eine Erfindung der Menschen“, sagt Harald Düppe, Erstsemesterstudent im PhD-Studiengang an der Theologischen Fakultät der PTHV und seit zehn Jahren im Freiwilligendienst in Bolivien tätig.

Mit den Pallottinern ist er bereits seit seinen Schulzeiten in den 1950er Jahren am pallottinischen Hermann-Josef-Kolleg in Rheinbach bei Bonn verbunden und trifft sich noch in regelmäßigen Abständen mit seinen ehemaligen Mitschülern. „Daher kenne ich auch die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar sehr gut“, freut sich Harald Düppe. Er war zuerst im Noviziat bei den Pallottinern in Olpe, dann ist er zum Philosophiestudium zu den Jesuiten gewechselt. Danach hatte er einen Lehramtsstudiengang absolviert, die Basis für seine spätere, 18-jährige Tätigkeit als Rektor einer Realschule in Leonberg. Dort betreute er ein Europa-Sokrates-Programm zwischen Deutschland, Lettland, Italien, England und Tschechien.

Als „Ruheständler“ zog es ihn weg aus Deutschland. Er wollte etwas Produktives tun. Durch eine befreundete Ordensschwester erhielt er Kontakte nach Chile und arbeitete dort unter dem Dach der Gesellschaft „Cristo Vive“ (Christus lebt) zunächst mit Behinderten. Dann bot sich die Chance in einer Zweigstelle von „Cristo Vive“ in Bolivien auszuhelfen. Daraus wurden inzwischen zehn Jahre, in denen Harald Düppe nun schon in Cochabamba, auf 3.000 Metern Höhe, lebt und arbeitet: mit Armen, die auf der Straße leben, mit Erwachsenen im Bereich der Alphabetisierung (auch in den Gefängnissen von Cochabamba und Quillacollo) und in dem Internat Mosoj Punchay („Neuer Tag“) mit Kindern mit starken Verbrennungen. „Sie haben entweder mit Gas gespielt, das sich entzündet hat oder fallen in heißes Wasser oder wurden mit heißem Wasser wegen Ungehorsam von ihren Eltern verbrüht“, erklärt Harald Düppe die prekäre Situation vor Ort. Mit den Kindern geht er ins Theater, in den Zirkus, zu einem Marienfest, geht mit ihnen spazieren und Eis essen, um sie etwas von ihren Schmerzen und den mitunter schlimmen Verletzungen und Narben abzulenken. Zudem ist er als Zauberer ausgebildet und zaubert mit den hilfsbedürftigen Kindern in der Öffentlichkeit, bei Geburtstagen oder Hochzeiten. Die Spenden werden genutzt, um den Kindern Kompressionskleidung und Narbensalbe in der Apotheke zu kaufen. Die Kinder vermissen ihn bereits, denn er studiert seit dem Sommersemester 2019 an der PTHV im PhD-Studiengang. In der PTHV fühlt er sich aufgrund der pallottinischen Atmosphäre Zuhause. Er schätzt die Freundlichkeit im Haus sehr. Auch hebt er die Dichte der Lehrveranstaltungen hervor. Bei Prof. Dr. Margareta Gruber OSF, Dekanin der Theologischen Fakultät, schreibt er seine exegetische Doktorarbeit zum Thema „Encontrar – un Mysterio“ (Begegnung – ein Mysterium?). Während des Semesters ist er in Vallendar, in den Semesterferien fliegt er zurück nach Bolivien, denn „es gibt da genug zu tun“. Sein Wohnsitz befindet sich inzwischen dort und er ist tief verwurzelt, was auch daran liegt, dass er Quetchuan, die Sprache der Inkas, der heutigen Gruppe der Quetchuan, der Autochthone (Ureinwohner), gelernt hat und diese Sprache mit den Einwohnern spricht.

Seit zwei Jahren beschäftigt er sich mit dem konkreten Vorhaben der Gründung einer Schule vor Ort, da „Bildung notwendig ist“. Ein Grundstück hat er schon, die Verhandlungen mit dem Staat laufen bereits, das Geld für den Schulbau fehlt noch. Dort möchte er dann seine eigene Pädagogik lehren – eine von pallottinischen und apostolischen Werten geprägte Primär- und Sekundarschule. „Konsequenz – Respekt – Werteerziehung“ – so beschreibt Harald Düppe die Schule der Zukunft in Cochabamba. Die Lehrerfortbildung übernimmt er selbst, dazu hatte er zu seinen Zeiten als Schulleiter bereits eine Ausbildung absolviert und praktiziert. „Wayra Suyana“ („Die Brise/ die Atmosphäre der Hoffnung“) soll die Schule heißen. Die Homepage befindet sich aktuell im Aufbau.

„Den Großteil meines Lebens verschenke ich jetzt“, sagt Harald Düppe überzeugt und zufrieden. „Ich bin noch nicht alt genug, um nichts zu tun. Es gibt für mich keine Zeit. Die Zeit ist eine Erfindung der Menschen. Zeit ist Leben.“

Kontakt zu Harald Düppe: haduep@web.de.

Harald Düppe promoviert an der PTHV

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