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| Von Verena Breitbach

„Sorge und Verantwortung: ein Dialog zwischen Philosophie und Pflegewissenschaft“

Rege Diskussionen beim Campustag

„Sorge und Verantwortung: ein Dialog zwischen Philosophie und Pflegewissenschaft“ war das Thema des heutigen Campustages der Pflegewissenschaftlichen Fakultät für Studierende beider Fakultäten, Alumni und Interessierte. Viele Studierende haben daran teilgenommen und diskutierten mit, als es um elementare Fragen des Mensch-seins ging.

Im ersten, philosophischen Vortrag von PTHV-Rektor Prof. Dr. Dr. Holger Zaborowski, ging es um das Thema „Leben von-, mit- und füreinander. Zur Hermeneutik menschlicher Verantwortung“. Dabei stellte er zunächst Thesen auf, welche vier elementaren Momente das gegenwärtigen Zeitalters ausmachen und uns helfen dieses zu verstehen: 1. Die Kultur des Selbst: Freiheit; 2. Die Kultur des gelingenden Lebens: Glück; 3. Die Kultur der Technik: Machbarkeit; 4. Die Kultur der Ökonomie: Berechenbarkeit. „Alle vier Momente stehen in der Gefahr absolut gesehen zu werden“, erklärte Prof. Zaborowski. Im Anschluss ging er auf die Paradoxie der Selbstoptimierung ein, die nicht selten zur Umkehr dieser führe. Als Momente eines Humanismus der Verantwortung benannte er 1. eine Kultur des Selbst mit Verantwortung für die Gemeinschaft, 2. eine Kultur des gelingenden Lebens vor dem Hintergrund der Fragilität und 3. Eine Kultur der „Lebenskunst“ durch Gelassenheit. Als Fazit konnte festgehalten werden, dass wir Menschen nicht ausschließlich Freiheitswesen sind, sondern immer von-, für- und miteinander leben und dies immer vor dem Hintergrund die Zerbrechlichkeit des Lebens in dieses zu integrieren. Er regte zum Nachdenken darüber an, wie wir uns selbst verstehen und ob wir uns stets vermarkten müssen?

 

Ein Vortrag aus der Praxis

Im Vortrag von Prof. Dr. Thomas Boggatz, langjähriger Mitarbeiter von Prof. Dassen an der Charité in Berlin und ehemals Professor an der FH Salzburg, aktuell Habilitand an der PTHV, ging es um das Thema: „Wege zum Anderen – Wege zum Selbst: Von der Pflege zu Heidegger und zurück“. Dabei fragte er danach: „Wer bin ich selbst?“ und erklärte anhand verschiedener Beispiele, dass es keine vorhergegebene Bestimmung für uns selbst gebe, sondern ein jeder mit Entschlossenheit der Stimme des Gewissens folgen solle, um seine eigene Geschichte zu schreiben. Damit dies gelingen kann, so Prof. Boggatz, müsse man sich auf sich selbst besinnen und seine eigenen Möglichkeiten leben.

 

Workshops zur Vertiefung

Nach der Pause konnten die Studierenden an einem von zwei Workshops teilnehmen: Im ersten Workshop bei Prof. Zaborowski ging es um die philosophische Frage: „Was bedeutet es eine Person zu sein?“. Bei Prof. Boggatz ging es um die praktische Frage: „Personzentrierte Pflege – wie geht das in der Praxis?“.

Im Anschluss wurden die Ergebnisse aus den Workshops vorgestellt und im sogenannten „Fish-Bowl“ mit Prof. Dr. Hermann Brandenburg, Organisator des Campustages und Lehrstuhl für Gerontologische Pflege, Gerlinde Strunk-Richter, Mitorganisatorin des Campustages, Lehrkraft für besondere Aufgaben an der PTHV, und den beiden Referenten mit Studierenden diskutiert. Im Hinblick auf den ersten, philosophischen Workshop ging es um Fragen wie: „Wo fängt Freiheit an und wo hört sie auf?“, „Wie geht Pflegepersonal damit um?“, „Welche Rolle spielt dabei die Menschenwürde?“, „Welche Rolle spielt die Technik?“. Begriffe wie Selbstoptimierung, Menschenwürde, Verantwortung und Nachhaltigkeit wurden diskutiert. Auch wurde danach gefragt wie Heidegger zur Technik stand? „Technik wird zur Herausforderung des Denkens!“, erklärte Prof. Zaborowski. „Die Technik zeigt uns nichts anderes, sondern eine Möglichkeit die Welt nochmal mit anderen Augen zu sehen.“ Er regte dazu an, nochmal darüber nachzudenken, was die Technik mit unserer Wahrnehmung macht.

Silke Doppelfeld, Promovendin an der PTHV und aus der Pflegepraxis, brachte im Hinblick auf die Ergebnisse des 2. Workshops zur personenzentrierten Pflege, die Begriffe Sein und Zeit, Robotik in der Pflege ins Gespräch. „Was wir lernen müssen in der personenzentrierten Pflege ist, dass wir nicht immer eine Lösung haben“, so Prof. Boggatz. Prof. Zaborowski gab abschließend den Hinweis, dass wir nie im Allgemeinen handeln, sondern vielmehr immer im interpersonalen. Gerlinde Strunk-Richter fragte danach, was wir an einer Universität aus den Ergebnissen lernen könnten? Als Ergebnis wurde an eine sorgende Gemeinschaft appelliert, an die Anerkennung „das Primat des Anderen“. Für gesellschaftliche und politische Strukturen hieß dies: Brauchen wir hier nicht ein kreatives Denken?

Auf die Frage: „Wie gehen wir damit in der Praxis um?“ wurde von einer Teilnehmerin der Wunsch geäußert sich Zeit nehmen zu wollen für den Einzelnen, den Menschen hinter dem kranken Patienten zu sehen und für die Person da zu sein. Ziel sei es über Kommunikation auf den konkreten Menschen eingehen zu können. Eine Teilnehmerin sagte: „Sorge tragen bedeutet für mich nicht mit dem Strom zu schwimmen, sondern den gesamten Pflegeprozess und die Tagesplanung zu überdenken.“

Abschließend wurde festgestellt: „Sorge und Verantwortung haben wir, diese muss nun gesetzlich unterstützt werden, so dass man im Sinne der Menschen handelt. Um sorgend tätig zu werden braucht es Know-how, Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit.“

Rege Diskussionen fanden im 2. Teil des Campustages im Plenum statt

Viele Studierende haben am Campustag teilgenommen

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